Huggers Tagebuch von der Deutschland Tour

Jan Hugger berichtet in seinem Tagebuch über das Geschehen rund um die Deutschland Tour 2022.

28.08.2022 - 4. Etappe

Heute melde ich mich ein letztes Mal von der Deutschland Tour. Die Schlussetappe liegt hinter uns und man kann sagen, dass wir all unsere Ziele erreicht haben. Mit Jakobs Bergtrikot sind wir natürlich super happy. Ich denke, das war eine Riesenleistung vom ganzen Team und ein großer Erfolg für uns alle. Für den letzten Tag war natürlich das ganz klare Ziel, das Trikot zu verteidigen. Ich glaube, dafür hätte es vor der Etappe gar keine Ansprache gebraucht. Wir wussten alle, was uns erwartet und was wir zu tun haben.

Der Start in Schiltach war keine 40 Kilometer von mir zu Hause entfernt, also hatte ich heute ein richtiges Heimspiel. Vor dem Start war ich noch bei einer Präsentation von hansgrohe zu Gast, wo ich noch interviewt wurde. Da wurde ich wohl als "Local" eingeladen und das hat mich für den Tag noch mal extra motiviert, mein Bestes zu zeigen. Im Rennen bin ich gleich die erste Attacke gefahren, es wurde aber schnell klar, dass das heute nicht so einfach wird. Nach wenigen Kilometern ging es schon in den ersten Berg und da wurde richtig schnell hochgefahren. Da ist einer nach dem anderen abgeplatzt, darunter waren auch große Namen.

Ich hing bis zu den letzten 200 Metern mit Kim Heiduk noch an den letzten beiden Positionen. Dann hat vor uns ein Fahrer von Movistar reißen lassen und während Kim die Lücke schließen konnte, ist mir das nicht gelungen: 200 Meter vor der Kuppe habe ich den Abgang verpasst.

Von hinten schloss dann aber nach und nach das Feld auf, auch der Rest unseres Teams mit Jakob. Da die Veranstalter bei der Einfahrt auf den Rundkurs von Stuttgart nur sechs bis sieben Minuten an Rückstand auf die Spitze zuließen, mussten wir schauen, dass wir es auf den Zielkurs schaffen. Das war gar nicht so einfach, denn wir hatten 90 Kilometer vor Ziel schon über fünf Minuten Rückstand.

Wir haben dann aber eine richtig gute Teamleistung gezeigt und sind mit allen Mann voll gefahren, bis wir zur Einfahrt auf den Schlusskurs beim Kilometer 150 Kilometer vor dem Ziel 6:15 Minuten Rückstand hatten und deshalb auf den Rundkurs durften. Teilweise haben sich Quick-Step und auch Greg Van Avermaet beteiligt, aber den Großteil haben wir dazu beigetragen.

Nun sind wir stolz, dass wir als Team die Bergwertung gewonnen haben. Klar hat Jakob den Großteil gemacht, aber wir haben alles getan, was möglich war, um ihn zu unterstützen.

Viele Grüße
Euer Jan



27.08.2022 - 3. Etappe


Ich melde mich erneut aus Haslach und blicke auf die 3. Etappe der Deutschland Tour zurück. Wie ihr alle sicherlich mitbekommen habt, hat Jakob sein Bergtrikot verteidigt. Unser Plan für die 3. Etappe war, dass wir mit Jakob wieder die Gruppe besetzen, so dass er fleißig Punkte sammeln kann - am besten mit Unterstützung eines Teamkollegen, so wie es schon auf der 1. Etappe der Fall war.

Die Konstellation war letztlich wieder die gleiche, da neben Jakob wie auf der 1. Etappe auch Josh den Sprung in die Gruppe schaffte. Es war also eine gute Ausgangssituation. Josh hatte dieses Mal einen richtig guten Tag und erwies sich als richtig guter Partner. Dementsprechend konnte er Jakob beim Punktesammeln unterstützen. Dass er das Trikot verteidigt hat, macht uns natürlich sehr glücklich.

Die Spitzengruppe konnte sich einen Vorsprung von bis zu sieben Minuten herausfahren, entsprechend wurde es dann im Feld auch sportlich, dazu war es teilweise windig, was zu zusätzlicher Hektik führte. Man wusste nie, ob nicht doch eine Kantensituation entsteht.

Wir haben Alex soweit vorne positioniert, dass wir im Fall einer Windkante hätten reagieren könnten. Marcel hat auch einen guten Job gemacht und Alex am vorletzten Anstieg vorne reingefahren. Zum Schauinsland hoch hat Alex dann eine solide Performance abgeliefert.

Am Sonntag heißt es dann, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln das Trikot zu verteidigen. Jetzt sind wir nahe dran, da wollen wir das Trikot auch holen. Wir wollen das Ding für uns einfach rund machen.

Ich kenne mich in der Ecke der Schlussetappe ziemlich gut aus und weiß, dass das ein richtig schwerer Schlusstag wird. Mal schauen, was die Großen vorhaben. Aber wir kennen unser Ziel und halten daran fest.

Viele Grüße
Euer Jan


26.08.2022 - 2. Etappe

Dieses Mal melde ich mich aus Haslach im Kinzigtal. Ich kenne die Ecke ganz gut, fahre häufig mit dem Auto durch. Aber mit dem Rad kratze ich das meistens nur an, weil es doch ein Stück zu weit weg ist von mir daheim. Ich fühle mich aber auf jeden Fall heimisch.

Die 2. Etappe der  Deutschland Tour habe ich gefinished und damit habe ich es weiter geschafft als im letzten Jahr, wo es nach meinem Sturz nur zur Hälfte der 2. Etappe gereicht hatte. Ich bin aber auch happy mit meiner Performance heute.

Unser erstes Ziel war es, wieder in die Gruppe zu kommen. Einer von uns sollte es nach vorne schaffen und dann an den Bergpreisen für unseren Träger des Bergtrikots, Jakob Geßner, die Punkte wegnehmen und ihm so den Rücken freihalten. Bei unserem zweiten Ziel waren wir ein bisschen frech unterwegs, denn wir hatten auch damit geliebäugelt, Jakob auch wieder in die Gruppe zu bekommen.

Ich bin dann direkt die erste Gruppe mitgefahren. Wir waren zu Viert weg und es sah schon gut aus, da wir schnell eine Lücke hatten. Aber da waren wir, wie zuvor erwähnt, schon etwas frech und haben probiert, Jakob noch nach vorn zu bekommen. Dementsprechend hatten wir vorne etwas an Tempo herausgenommen, da sich Jakob mit drei Fahrern aus dem Feld abgesetzt hatte. Leider wurde das vom Feld nicht geduldet.

Ich bin dann aber direkt noch mal losgefahren, Byron Munton von Dauner, der auch schon zuvor mit mir in der Gruppe war, ist direkt mitgegangen. Wir waren erst zu Zweit, dann kam ein B&B-Fahrer von hinten und über Funk bekamen wir die Info, dass hinter uns noch Abram Stockman von Sauerland noch um Anschluss kämpfte. Er war zu diesem Zeitpunkt 45 Sekunden hinter uns und zwei Minuten vor dem Feld, da haben wir natürlich noch gewartet. Denn mit vier Mann hatten wir eine höhere Wahrscheinlichkeit durchzukommen.

Am ersten Berg habe ich versucht, für Jakob die Bergpunkte wegzunehmen, aber da war der Fahrer von B&B Hotels doch deutlich stärker. Das hatte sich aber wohl als Fehler herausgestellt, denn er hatte sich da wohl übernommen und fiel aus der Spitze zurück.

Ich wollte unbedingt noch zur zweiten Bergwertung kommen und dort die Punkte abstauben. Das hat auch geklappt. Im Feld ist es zu diesem Zeitpunkt richtig abgegangen und so wurden wir schon zehn Kilometer nach der zweiten Bergwertung von einer 25-Mann-Gruppe eingeholt. Da lief es eigentlich auch richtig gut, ich konnte noch relativ gut mitfahren. Es kam schließlich wieder zum Zusammenschluss.

Im Finale habe ich noch versucht, Alex Tarlton zu unterstützen, musste dann aber bei der vierten Bergwertung sacken lassen und bin dann relativ entspannt mit der nächsten Gruppe ins Ziel gerollt.

Unser Ziel haben wir aber erreicht. Jakob hat weiterhin sein Trikot und am Abstand hat sich auch nichts geändert. Wir haben uns dazu wieder im TV gezeigt, es war also ein guter Tag. Wir können jetzt schon von einer guten Deutschland Tour sprechen, aber wir wollen natürlich daran anknüpfen und dafür sorgen, dass Jakob am Sonntag im Bergtrikot unterwegs ist und bestenfalls auch die Sonderwertung gewinnt.

Viele Grüße
Euer Jan



25.08.2022 - 1. Etappe


Heute melde ich mich aus Suhl, für mich ganz lustig, dass wir hier sind. Denn ich besitze eine Schwalbe aus Suhl. Die 1. Etappe der Deutschland Tour liegt nun hinter uns. Ich denke, wir können mit dem Tag zufrieden sein. Wir haben unser grötes Ziel schon erreicht mit Jakob im Bergtrikot.Für uns lief die Etappe wie geplant. Wir wollten unbedingt in die Gruppe, und wenn diese mindestens sechs Fahrer umfassen sollte, dann wollten wir auch zu Zweit vorne sein. Umso besser war es, dass wir bei der ersten Attacke mit zwei Fahrern in einer Vier-Mann-Gruppe vertreten waren. Wir haben auch nichts dem Zufall überlassen. Am Ende der Neutralisation waren wir zu Viert in der ersten Reihe und Jakob sowie Josh schafften dann direkt den Sprung nach vorne.

Für Jakob war es ein Heimspiel, entsprechend bestand die Priorität darin, ihn in die Gruppe zu bringen. Wir standen zudem für Konterattacken parat, waren dann aber happy, als diese nicht kamen. Joshua hatte in der Spitze leider keinen so guten Tag, was immer mal vorkommen kann. Aber er konnte Jakob immerhin noch gut an den ersten Anstiegen helfen und das Wichtigste war, dass Jakob das Trikot holt.

Für mich lief es heute eigentlich ganz gut. Bernal hat ein bisschen trainiert, er ist ziemlich lang von vorne gefahren. Da hat man richtig gemerkt, dass er ordentlich Zug auf der Kette hatte. Im Finale war es auch relativ sportlich. 20 Kilometer vor dem Ziel kam der letzte Anstieg hoch zum Bonussprint, wo ein paar Sprinter Federn lassen mussten. In dem Moment waren wir mit Alex Tarlton und mir noch zu Zweit vertreten und vorne fuhr ja noch Jakob, der nach dem Bonussprint gestellt wurde.

Im Finale habe ich versucht, vorne mit reinzuhalten. Anfangs sah es ganz gut aus. Die letzten zehn Kilometer habe ich versucht, mich selbst zu positionieren, da habe ich aber leider zu viele Körner gelassen, so dass ich im Zielsprint nichts mehr ausrichten konnte. Bis 1500 Meter vor dem Ziel war ich noch ganz gut positioniert, aber ich war dann zu wenig Sprinter, um da richtig mitreinzuhalten. Aber das war nebensächlich, denn das primäre Ziel haben wir erreicht.

Wir hoffen natürlich, dass wir das Bergtrikot im Team halten können, schauen wir mal, wie es sich entwickelt. Mit dem Tag sind wir aber schon mal richtig zufrieden.

Viele Grüße
Jan



24.08.2022 - Prolog

Wir hatten einen richtig entspannten Tag, der mit einem sehr guten Frühstück im Hotel begann. Wir sind dann relativ zeitig aufs Rad und sind noch eine kurze Vorbelastung gefahren. Dabei haben wir uns auch schon die Rückweg zum Hotel angeschaut, dass wir nach dem Prolog ganz entspannt mit dem Rad zurückfahren können. Am Nachmittag sind wir schließlich nach Weimar rübergefahren, haben uns dabei auch die Strecke angeguckt. Es war eigentlich echt cool, der Kurs. Es war alles top abgesperrt, breite Straßen, viele Zuschauer, keine extrem kritischen Kurven. Es war ein richtig guter Prolog-Kurs.

An der Strecke herrschte eine richtig gute Stimmung, da hat es wirklich Spaß gemacht zu fahren. Wir waren alle motiviert und gut vorbereitet. Josh (Joshua Huppertz) war auf Rang 59 unser bester Fahrer, ich folgte auf Rang 65. Platzierungstechnisch können wir da nicht ganz zufrieden sein, aber von der Leistung an sich und wenn man sich anschaut, wie eng alles beieinander lag, war es auf jeden Fall kein verlorener Tag.

Nun freuen wir uns aber auf die nächsten Etappen und sind weiter heiß.

Viele Grüße,
Euer Jan



23.08.2022 - Vortag vor dem Start

Hallo zusammen, ich bin Jan Hugger, fahre seit 2018 für Lotto Kern-Haus und werde euch in den nächsten Tagen von meinen Erlebnissen von der Deutschland Tour berichten.Wir hatten gestern Anreisetag, der relativ entspannt war, da wir es nicht besonders weit hatten. Wir sind in Apolda, keine 20 Kilometer von Weimar entfernt, im Hotel untergebracht. Ein gutes Hotel mit gutem Essen, da haben wir am Abend entsprechend noch mal zugeschlagen.

Mit Jakob Geßner haben wir auch einen Ortsansässigen im Aufgebot, der sich für uns um eine Runde zum Einrollen gekümmert hat. So konnten wir ein bisschen die Anreise aus den Beinen fahren. Letztlich sind wir ein bisschen mehr als zwei Stunden gerollt.

Vor dem Start der Deutschland Tour ist bei uns alles entspannt, die Stimmung ist richtig gut und wir haben alle richtig Bock. Wir freuen uns auf den Prolog, schauen wir mal, was dabei herumkommt.

Ich denke, wir werden uns bei der gesamten Deutschland Tour gut in Szene setzen. Wir sind alle gut drauf und bereit, unser Bestes zu zeigen.

Viele Grüße, Euer Jan