Heiduks Oberösterreich-Tagebuch

Kim Heiduk berichtet in seinem Tagebuch vom Geschehen auf und neben der Rennstrecke bei der Oberösterreich-Rundfahrt (UCI 2.2).


10.06. - Prolog - 0,63 km


Gemeinsam mit meinen Teamkollegen von Lotto – Kern Haus stehe ich seit Donnerstag bei der Oberösterreich-Rundfahrt am Start. Der Auftakttag verlief für uns recht entspannt, da wir erst am frühen Abend den kurzen Prolog hatten.Unser Tag begann um 9 Uhr mit einem Frühstück und eine Stunde später saßen wir schon auf unseren Rädern für eine etwa 60-minütige Vorbelastung. Wir sind dann noch nach Linz reingefahren, haben uns die Prologstrecke angeschaut, ein Käffchen getrunken und dann wieder zurück zum Hotel.

Danach stand Erholung und Vorbereitung auf den Prolog an. Um 14:30 Uhr gab es Mittagessen und gut zwei Stunden später sind Christian Koch und ich mit Josh mit dem Rad zum Prolog gefahren, da es vom Hotel aus nur fünf Kilometer waren.

Um 17:30 Uhr, als die Strecke final abgesperrt war, sind wir noch mal auf den Kurs und haben uns nochmal alles angeschaut. Ich rollte schließlich um 18:38 Uhr von der Rampe, nachdem ich mich in den 45 Minuten zuvor auf der Rolle vorbereitet hatte.

Der Prolog lief relativ gut. Ein bisschen unzufrieden bin ich im Nachhinein aber schon, da ich denke, dass ich doch noch etwas schneller hätte fahren können. Aber alles in allem bin ich ganz zufrieden und freue mich jetzt auch auf die nächsten drei Etappen.

Viele Grüße

Kim Heiduk


11.06. 1. Etappe - 164 km

Nach dem Prolog stand am Freitag die 1. Etappe der Oberösterreich-Rundfahrt an. Nach einem kurzen neutralen Start von etwa einem Kilometer sind wir zunächst drei kleine Runden gefahren, ehe es in Richtung Ziel ging. Das Rennen war sehr hektisch und unkontrolliert. In der zweiten Runde bildete sich eine vierköpfige Spitzengruppe, bei der man schon dachte, dass sie die Gruppe des Tages sei. Doch ein paar Teams waren damit dann noch nicht einverstanden, so dass alles wieder von vorne losging.Auf den ersten 50, 60 Kilometern gab es nur Springerei, bis schließlich einem einzigen Fahrer die Flucht gelang. Ihm wurden bis zu sieben Minuten an Vosprung gewährt. Für die Nachführarbeit stellten wir unseren Schweizer Mario Spengler ab, auch die Teams Vorarlberg und Felbermayr unterstützten uns.

95 Kilometer vor dem Ziel ging es dann auf die Zielrunde, die vier Mal zu befahren war und einen kleinen Anstieg zum Ende parat hielt. Dieser war ein Kilometer lang, hat sich hintenraus aber schon schön gezogen mit einer ziemlich ekelhaften Gegenwelle. Die erste Runde lief noch kontrolliert ab, bei der zweiten Runde erhöhte Vorarlberg das Tempo im Anstieg und fuhr das Feld auseinander, so dass etwa 30 Mann übrig blieben.

Obenraus begannen in der letzten Runde erneut die Springereien und in der Gegenwelle hätte ich beinahe Krämpfe bekommen, so dass ich etwas rausnehmen musste. In dieser Situation setzte sich auch der am Ende siegreiche Felbermayr-Fahrer Daniel Turek ab. Ich versuchte noch, meinen Teamkollegen Christian Koch bestmöglich zu unterstützen. Christian wurde am Schloss auch noch guter Sechster, alles in allem war das also ein guter Tag für uns - gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass es heute der erste richtig warme Renntag des Jahres war und wir im Team einige Fahrer haben, die mit Hitze nicht ganz so gut klarkommen. Zu denen gehöre auch ich.

Jetzt heißt es regenieren, um möglichst frisch am Samstag zur 2. Etappe antreten zu können

Euer Kim


12.06. - 2. Etappe - 143 km

Heute standen 143 Kilometer mit insgesamt 2500 Höhenmeter auf dem Programm. Die ersten 40 Kilometer verliefen noch über flaches Terrain, ehe es dann auf ein Hochplateau ging. Von da an ging es nur noch wellig beziehungsweise bergig weiter. So waren die ganzen Höhenmeter eigentlich nur auf 100 Kilometer verteilt, was die Sache noch sportlicher machte.Dazu kam, dass es heute wieder sehr, sehr warm war, was uns abgesehen von Alex Tarlton und mit Abstrichen Kochi nicht so entgegen kam.

Wir sind erst einmal mit abwartender Haltung ins Rennen gegangen, nur Joshi sollte versuchen, in die Gruppe zu gehen. Dagegen sollten Alex, Kochi und ich uns bis zum ersten Anstieg zurückhalten. Wie am Vortag wurde lange Zeit keine Gruppe fahren gelassen, nach gut 30 Kilometern, wenige Kilometer vor dem ersten Berg, bin ich dann mal eine Attacke mitgegangen und war direkt in einer kleineren Gruppe.

Erst sah es so aus, als würde man uns fahren lassen. Doch dann hat das Team Elkov nachgesetzt und uns direkt vor dem Berg wieder eingeholt. In diesem sechs Kilometer langen Anstieg ist Elkov mit richtig Zug reingefahren. Ich war gut positioniert, aber es war mir dann doch zu warm und so musste ich nach etwas mehr als der Hälfte des Berges reißen lassen. Ähnlich erging es auch meinen Teamkollegen, so dass es nur Alex vorne mit drüber schaffte.

Leider ist Alex im Moment etwas angeschlagen, weshalb er vorne dann auch nicht sein volles Leistungspotential abrufen konnte. Wenn er gesund gewesen wäre, wäre mehr drin gewesen. Aber so musste er am Ende auch etwas Federn lassen..

Im großen Feld haben wir im Finale beschlossen, noch mal etwas Gas zu geben, um nicht noch aus dem Zeitlimit zu fallen. Gemeinsam mit P&S haben wir die Pace gemacht und die Gruppe sicher heimgebracht.

Die Rundfahrt endet morgen nach 125 Kilometer mit einer neun Kilometer langen Bergankunft. Das wird sicher noch mal richtig sportlich.

Viele Grüße

Euer Kim


13.06. - 3. Etappe - 125 km

Heute stand mit 126 Kilometern zwar die kürzestes Etappe an - wenn man das kurze Auftaktzeitfahren ausklammert - aber mit 2500 Höhenmetern und einer neun Kilomeger langen Bergankunft zugleich auch die schwerste. Zum Glück war es heute etwas kühler als die letzten Tage, dafür gab es mehr Wind.
Bei den Bedingungen haben wir uns alle gleich etwas wohler gefühlt. Nur Alex Tarlton ging es gesundheitlich nicht ganz so gut, und er musste das Rennen schon an der ersten Bergwertung beenden. Das war sehr schade für ihn, denn es wäre heute genau sein Terrain gewesen.

Wir hatten heute das Ziel, in die Gruppe zu gehen und relativ schnell hat sich dann auch eine acht Fahrer starke Gruppe gelöst, in der ich die Ehre hatte, unser Team zu vertreten. Wir hatten einen Maximalvorsprung von zwei Minuten, aber aufgrund des bergigen Geländes war das nicht genug, zumal es auch noch teilweise starken Gegenwind gab. Das war echt hart heute.

Am Anfang hatte ich relativ schlechte Beine, aber die sind zum Glück nach und nach aufgegangen. Das hat das Leben dann doch etwas leichter gemacht. Im Feld hat P&S Metalltechnik das Tempo schließlich erhöht, um uns noch vor der Bergwertung einzuholen. Denn sie hatten mit Immanuel Stark den Führenden in der Sonderwertung in ihren Reihen. Wir haben aber reagiert und auch unser Tempo verschärft. Dadurch reduzierte sich unsere Gruppe auf nur noch drei Mann, inklusive mir. Wir haben weiter gekämpft, aber kurz bevor es in den Schlussanstieg ging, waren wir gestellt und mein Tag praktisch beendet. Meine Teamkollegen Christian Koch und Jan Hugger haben sich am letzten Anstieg noch ganz gut verkauft.

Es war insgesamt eine harte Rundfahrt mit viel Hitze und viel Höhenmetern. Aber ich denke, wir gehen gestärkt aus dieser Rundfahrt hervor und sind bereit für die Profi-DM in Stuttgart am nächsten Wochenende.

Viele Grüße
Euer Kim