Huggers Tagebuch von der Czech Cycling Tour

Jan Hugger berichtet in seinem Tagebuch vom Re-Start des Teams Lotto Kern-Haus bei der Czech Cycling Tour (UCI 2.1).


05.08.2020 - Vortag vor Start der Rundfahrt


Nachdem wir Anfang März auf Rhodos unser letztes Rennen gefahren sind, haben wir nun unseren Re-Start bei der am Donnerstag beginnenden Czech Cycling Tour (2.1). Wir sind am Dienstag von Weitersburg nach absolvierten Coronatests zunächst bis nach Pilsen gefahren und absolvierten dort am Abend eine Runde auf dem Zeitfahrrad. Nach einem entspannten Abend sind wir am Morgen in Richtung Startort der Czech Cycling Tour gefahren. Wir sind hier mit Sport Vlaanderen, Wallonie Brussel, Metec, SEG und der Swiss Racing Academy in einem Hotel ungergebracht.

Wir sind heute noch mal auf die Zeitfahrräder, da die Rundfahrt mit einem Mannschaftszeitfahren beginnt. Wir haben uns etwas belastet und sind auch mal Formation gefahren, um die Reihenfolge zu testen, die wir besprochen haben. Das lief eigentlich ganz gut.

Nach einem gemeinsamen Essen schauten wir noch Radrennen und waren über das Finale der Polen-Rundfahrt schockiert. Die Stimmung war sehr getrübt und wir hoffen sehr, dass Jakobsen wieder auf die Beine kommt. Dennoch müssen wir uns auf die Rundfahrt hier konzentrieren. Wir alle sind heiß und gut in Form.

Ammorgigen Vormittag werden wir uns noch mal die Zeitfahrstrecke anschauen und die letzten Dinge besprechen. Und dann heißt es: Unser Bestes geben. Wir hoffen, dass wir eine gute Performance abliefern können.

Beste Grüße
Euer Jan


06.08.2020 - 1. Etappe - Mannschaftszeitfahren

Heute stand für uns bei der Czech Cycling Tour endlich das erste Rennen nach der Corona-Pause an. Wir sind den Tag entspannt angegangen, haben relativ lange schlafen können, da der Start für das Mannschaftszeitfahren recht spät war. Danach ging es zum Frühstück, wo unser Gourmet und Hobbybarista Mario Spengler noch Zeit fand, für uns richtig guten Kaffee zu holen.

Danach sind wir mit dem Auto zur Zeitfahrstrecke gefahren, haben dort nochmals unsere Formation geübt und uns dort noch letzte Informationen eingeholt – wo sind Schlaglöcher, wo kann man Kurven schneiden und wo nicht? Nach einem kleinen Mittagessen hatten wir noch mal etwas Zeit zum Entspannen, ehe es zum Start des Zeitfahrens ging. Unsere Räder waren zum Glück alle gut eingestellt, so dass es für unseren Mechaniker keinen zusätzlichen Stress kurz vor dem Start gab.

Nach dem Warmfahren und letzten Absprachen ging es letztlich los - das Rennen fuhren wir natürlich ohne Maske. Aber im Hotel, beim Einschreiben und auch in der Warmfahrzone mussten wir Masken tragen. Wir halten uns an die vorgegebenen Regeln, die auch besagen, dass keine Fotos mit Fans gemacht werden dürfen. An der Strecke war allerdings gerade an dem einen Anstieg eine echte Masse an Zuschauern, die schon relativ eng beieinander standen.

Unser realistisches Ziel war es, um Platz 15 zu landen. Und ich denke, unsere Einschätzung war ganz gut, denn wir wurden am Ende 15. Wir haben ganz gut funktioniert, auch wenn noch Potenzial nach oben da ist. Wir haben auch nicht explizit auf das Mannschaftszeitfahren hintrainiert.

Wir haben uns recht gut verkauft, es hat Spaß gemacht. Mal schauen, was die nächsten Tage bringen.

Bis morgen
Euer Jan

FBIMG1596790620422
FBIMG1596790623474
FBIMG1596790616834
FBIMG1596790605284
FBIMG1596790610507
 

 

07.08.2020 - 2. Etappe

Nach dem Mannschaftszeitfahren zum Auftakt liegt nun auch die erste klassische Etappe bei der Czech Cycling Tour hinter uns. Es war wie erwartet sehr heiß mit Temperaturen über 34 Grad. Deshalb musste man in einem monotonen Rennen viel trinken.

Die Einschreibekontrolle haben wir wieder mit Masken absolviert und auch bei der Startaufstellung haben wir diese getragen, um die Corona-Hygieneregeln einzuhalten. Für das Rennen selbst hatten wir uns vorgenommen, in die Gruppen zu gehen. Auf den ersten 25 Kilometern hatten wir alle Gruppen besetzt, aber dann den entscheidenden Absprung verpasst. Die Gruppe ging eher schleichend, mit einem von Maloja, einem von Bora - hansgrohe und einem von Jumbo – Visma. Mitchelton – Scott hat dann als Leadermannschaft das Heft in die Hand genommen und das Rennen kontrolliert.

Im Finale wollten wir für Josh (Joshua Huppertz) fahren. Die letzten Meter der Etappe waren identisch mit der Zielankunft im Mannschaftszeitfahren, wir kannten die Passage also schon. Im Finale wurde es dann doch noch mal hektisch, da es auch Passagen mit schlechteren Straßen gab. Aber ich denke, wir haben es ganz gut gemacht. Kim und Josh sind in der letzten Runde gut in Position gefahren. Leider hat es nicht ganz für ein Top Ten-Resultat gereicht.

1,5 Kilometer vor dem Ziel gab es noch einen Massensturz, zum Glück ist von uns aber keiner so richtig gestürzt. Ich habe es rechtzeitig gesehen und bin gerade noch zum Stehen gekommen. Aber hinter mir waren Fahrer wohl weniger achtsam oder konnten weniger gut bremsen, so dass ich mitgerissen wurde. Aber mir ist zum Glück nichts passiert.

Wir werden sehen, was der Samstag bringt. Das Terrain ist etwas anspruchsvoller, aber wir sind heiß darauf, Rennen zu fahren. Schließlich sind wir froh, hier überhaupt dabei sein zu dürfen..

Viele Grüße

Euer Jan

1173560282864110863695584439829042153619579o
11673349128641109336955778257786548285136071o
11626471128641113170288728855772858133540825o
11719350528641106770289362932008141954055414o
1173388792864110793695591632130289740668056o
11734142228641111136955593136027864753887804o

 

08.08.2020 - 3. Etappe

Nun liegt schon das dritte Teilstück der Czech Cycling Tour hinter uns. Es stand die erste bergige Etappe an, die mit 206 Kilometern auch noch recht lang war. Da der Start heute in der Nähe unseres Hotels war, konnten wir entspannt mit dem Rad hinrollen, mit Maske dann zur Teampräsentation und schließlich startete das Rennen - und zwar mit einer ungewöhnlich langen Neutralisation von knapp acht Kilometern.

Wir hatten diesmal nicht vor, die Gruppen von Anfang an zu besetzen, da direkt ein Berg anstand. Wir wollten nicht das Risiko eingehen, uns gleich da den Zahn zu ziehen. Es ging dann auch relativ schnell eine Gruppe und durch Mitchelton wurde zunächst recht kontrolliert weitergefahren.

Am dritten Berg des Tages, der relativ lang war, ging es wieder los mit Radrennen. Es wurde richtig schnell hochgefahren und das Feld teilte sich. Mit Kim Heiduk, Alex Tarlton und mir hatten wir drei Mann in der Verfolgergruppe und waren guter Dinge, in der Abfahrt wieder nach vorne aufschließen zu können. Dummerweise sind Alex und ich in der Abfahrt einmal falsch abgebogen. Da war Monni (Teamchef Florian Monreal, d. Red) überrascht, dass ich wieder an ihm vorbeigefahren war und um eine Flasche bat. Er dachte nämlich, ich müsste vor ihm fahren. Aber zum Glück sind wir relativ schnell wieder vorgefahren.

Vor der letzten Bergwertung ging noch einmal eine Gruppe mit großen Kalibern um Victor Campenaerts und Jan Tratnik. Von uns saß Kim Heiduk direkt am Rad. Da musste sich Mitchelton mal ein bisschen lang machen. Letztlich gab es aber wieder einen Massensprint, wir waren als Team geschlossen beieinander. Es war ein schnelles Finale mit einer Kopfsteinpflasterpassage. Josh (Joshua Huppertz) hat sich gut gefühlt, also sind wir voll für ihn gefahren. Er hat sich dann auch gut verkauft und hat Rang 13 belegt. Damit können wir zufrieden sein.

Die Schlussetappe am Sonntag wird noch mal anspruchsvoll. Wir haben uns bisher nicht versteckt und werden das auch zum Abschluss nicht tun.

Viele Grüße
Euer Jan

11710894428668423200891051348710918838375993o
11669955428668424534224258603761611421118086o
11744444828668425567557482716548991328271443o
11726914028668426234224084242361957613282484o
11682371428668428234223888665818279250095030o
11679756728668427234223981242647186707934825o


09.08.2020 - Schlussetappe

Ich melde mich von der Heimfahrt von der Czech Cycling Tour. Die heutige Abschlussetappe war mit 174 Kilometern kürzer als die der letzten Tage, dafür sehr bergig. Entsprechend war zu erwarten, dass die großen Teams noch mal Mitchelton – Scott angreifen würden.

Wir haben heute versucht, einen Fahrer in die Gruppe zu bekommen, dass er mit Vorsprung auf das Feld in den langen Berg nach etwa 40 Kilometer gehen konnte. Leider hat das heute nicht geklappt. In den Berg sind wir relativ weit vorne reingefahren, aber dann haben die großen Teams so dermaßen aufgedreht, dass es alles zersprengt hat. Am Ende des Anstieges war unser kleiner Bergfahrer Alex Tarlton in der Verfolgergruppe und ich eine Gruppe dahinter.

In der Abfahrt habe ich versucht, etwas Zeit gut zu machen. Da sah ich, wie ein Fahrer der Tschechischen Nationalmannschaft wieder den Abhang hochgeklettert ist...aber er hat sich anscheinend nicht schlimmer verletzt. Wir haben nach der Abfahrt schon die Kolonne von der Favoritengruppe gesehen, wir wären fast noch rangekommen. Aber dann wurde dort wieder richtig aufgedreht und unser Kampf war letztlich aussichtslos.

Auf dem Weg zur Zielrunde sind uns schon die Autos entgegengekommen, aber wir haben es noch auf den Rundkurs geschafft. Dort mussten wir aber einmal kurz anhalten, da wir die erste Gruppe, die uns überrundete, passieren lassen mussten.

Es wurde also bei erneut heißen Temperaturen richtig Radrennen gefahren, da hat man schon den Unterschied zwischen WorldTour und KT-Fahrer gemerkt. Aber wir sind trotzdem froh, dass wir die Rundfahrt in den Beinen haben und alles soweit glatt gelaufen ist. Jetzt hoffen wir, dass die Saison so lange wie möglich weitergeht und wir noch viele Rennen fahren können.

Viele Grüße

Euer Jan