Knaup's Deutschland Tour Tagebuch: 3. Etappe

31.08.2019 3. Etappe: Göttingen-Eisenach - 189 Kilometer

Hallo liebes Tagebuch,

heute konnten wir wieder bis 9 Uhr ausschlafen, da wir nur einen Transfer von 35 km vor uns hatten und der Start erst um 12:50 erfolgte. Am Frühstücksbuffet gab's dann aber eine kleine erste Enttäuschung, da es die mit Vanillecreme gefüllten Croissants nicht mehr gab. Trotzdem bin ich satt geworden und gut war gerüstet für die heutigen 185 km von Göttingen nach Eisenach.

Kurz vor der Abfahrt um 10:30 haben wir dann mit dem kompletten Team, bestehend aus den Fahrern, den sportlichen Leitern, Betreuern und Sponsoren noch ein Mannschaftsfoto vor unserem beeindruckenden Fuhrpark gemacht. Was hier von unserem Fahrzeug Sponsor Mercedes KBM und Niessmann Caravaning geliefert wurde hat schon World Tour Niveau.

Am Start angekommen wurden wieder die üblichen Vorbereitungen getroffen wie Taktikbesprechung und fertig machen zur Einschreibung. Die Taktik war wie die Tage zuvor darauf ausgerichtet, einen Fahrer in die Gruppe zu kriegen und dann Jonas und Josh so gut es geht ins Finale zu begleiten. Heute schaffte ich es, direkt hinters Führungsfahrzeug in der neutralen Phase zu kommen und somit ging ich die erste Attacke sofort mit. Auch die zweite Attacke versuchte ich zu decken, allerdings ging es bergab und wer mich kennt, ist das meine größte Schwäche den dicken Gang leicht bergab zu drücken. Nachdem wir eingeholt wurden, war ich erstmal ein bisschen breit und meine Teamkollegen machten dann einen guten Job und gingen alle Attacken mit. An einer kleinen Welle, als das Feld komplett geschlossen war, ging niemand anderes als der World Tour Leader Julian Alaphilipp in die Attacke. 

Ihm konnte zunächst nur der Däne Mads Pedersen von Trek folgen. Irgendwie schaffte es dann noch Mika Heming vom Team Dauner eine Lücke in der Barrage zu finden und ging alleine auf die Verfolgung. Im Peloton war dann vorne erstmal sofort die Straße dicht, sodass niemand mehr attackieren konnte. Somit baute das Trio seinen Vorsprung schnell auf 40 Sekunden aus und alle waren glücklich hinten im Feld. Dann war erstmal komplett die Luft raus, viele gingen pinkeln, so dass der Vorsprung schnell anwuchs.

Dies nutze ich, um mich ein bisschen mit Pascal Ackermann zu unterhalten. Diese entspannte Atmosphäre sollte mir dann noch einen Strich durch die Rechnung für die kommenden Kilometer machen. Denn in einer Linkskurve, nach etwa 20 km, lag nämlich Schotter in der Abfahrt. Ich hörte noch wie die Fahrer vor mir dadurch fuhren und verlangsamten. Ich entschied mich dann leider fürs Bremsen. Dabei rutschte mein Vorderrad wie auf Glatteis weg und ich ging mit etwa 50 km/h zu Boden. Dabei riss ich auch noch Pascal und seinen Sprintanfahrer Rüdiger Selig ab. Mein erster Gedanke war sofort wie es den anderen Gestürzten geht. Beide schienen auch ziemlich mitgenommen, aber zum Glück konnten sie das Rennen fortsetzen und beenden. Mein Rad war nicht mehr zu gebrauchen und ich teilte über Funk mit, dass ich ein neues brauche, während ich meine Wunden begutachtete. Diese waren recht großflächig und bluteten am linken Knie, rechter Hand, Ellenbogen und Schulter. Auch meine rechte Arschbacke hatte es erwischt und meine Hose war bis aufs Sitzpolster aufgerissen, so dass jetzt jeder im Feld meinen Allerwertesten kennt. Als ich ins Feld zurück kehrte, fragten mich viele Fahrer, ob es mir gut geht, denn von außen sah das wohl nicht so ansehnlich aus. Jedoch hatte ich wirklich keine Schmerzen und fuhr nach einem kurzen Check vom Rennarzt die Etappe weiter.

Im weiteren Verlauf des Rennens versuchte ich noch hier und da etwas für meine Teamkollegen zu machen und musste dann an der ersten Bergwertung auf der Schlussrunde 36 km vor dem Ziel die Segel streichen. Das Spitzentrio hatte unterwegs auch schon viel Zeit aufs Feld verloren und am Berg konnte ich schon den Dauner Fahrer sehen, der seine prominenten Fluchtbegleiter ziehen lassen musste. Nach der ersten Zielpassage, die ich in einer Gruppe aus ca. 15 Mann absolvierte, mussten wir noch 27 km ins Ziel, mit einer Bergwertung und einem Bonus Sprint, bewältigen.

Auch unser Grupetto holte noch Alaphilipp und Pedersen ein und beide staunten nicht schlecht über meine Hose. Dabei empfahl mir der Franzose, nach der Etappe auf jeden Fall die Hose zu wechseln. Ich erwiderte ihm ein lässiges "Non Non". Etwas verdutzt sah er mich an und ich fügte noch hinzu, dass ich später noch auf eine Party gehe, wo dies erwünscht wäre. Dies schien genau der Humor des Franzosen zu sein und er lachte lauthals darüber.

Im Ziel angekommen wurde ich von unseren Physios Sarah und Kilian mit einer kalten Mirinda empfangen und natürlich kritischen Blicken über meinen Zustand. Ich konnte aber Entwarnung geben, da ich doch noch 160 km so Rad gefahren bin. Am Caravan schauten mich alle anderen auch sehr besorgt an, aber auch Ihnen konnte ich sagen, dass es mir den Umständen entsprechend gut geht. Kurze Zeit später kam dann auch der Rennarzt, der mich nach einer brennenden Dusche noch super verarztete. Eingepackt in Pflastern und Jodsalbe ging's dann in der V-Klasse ins Hotel nach Weimar. Nach dem Abendessen warte ich jetzt noch auf eine Massage und eventuellen weiteren Versorgung der Wunden für die Nacht. Ich denke, dass ich auf jeden Fall morgen starten kann und ich hoffe ich kann euch dann vom 4. Teil der Deutschland Tour "Die Mumie kehrt zurück" berichten.

Bis morgen und Sport frei

Euer Knaupaner

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