Knaup's Deutschland Tour Tagebuch: 2. Etappe
30.08.2019 2. Etappe: Marburg - Göttingen - 202 Kilometer
Hallo liebes Tagebuch,
heute stand die 2. Etappe von Marburg nach Göttingen über ca. 200 km an. Nach einer kürzeren Nacht sind wir um kurz vor 8 Uhr aufgestanden, haben unsere Taschen gepackt und sind runter zum Frühstück gegangen. Auch hier blieben keine Wünsche beim Frühstücksbuffet offen.
Da wir einen längeren Transfer von etwa 1,5 Stunden hatten ging's schon um 8:45 Uhr mit allen Fahrzeugen los Richtung Marburg. In Marburg kann man übrigens Politikwissenschaft studieren, aber das wissen die wenigsten. Nachdem wir angekommen sind gab's die Taktik Besprechung und wir haben uns dann alle für die Einschreibung im Caravan umgezogen. Zur Taktik gab's wie gestern die Marschrichtung, dass auf jeden Fall einer von uns in der Fluchtgruppe dabei sein sollte. Sogar der schöne Jonas und Josh sollten es probieren.
Nachdem Einschreiben ging's nochmal zum Caravan die Verpflegung für die Etappe einpacken und die Sponsoren Kappe wurde gegen Helm und Brille getauscht. Wie gestern war die neutrale Phase etwa 7 km lang. Wieder gab's dort einen heißen Kampf um die vordersten Positionen. Nach dem scharfen Start gab's sofort die ersten Attacken und wieder schien es, als würden sich 3 Mann lösen können. Allerdings war wieder keiner von unseren Fahrern dabei und so übernahmen zuerst Robert und später Jan meinen Job von gestern und probierten die Gruppe auf Distanz zu halten.
Dies führte dazu das am heutigen Tag ein richtiger Krieg ausbrach. Die erste Rennstunde wurde mit 49 km zurück gelegt und dabei mussten wir auch einen etwas längeren Anstieg bewältigen. Vorne waren dann 26 World Tour Fahrern mit 40 Sekunden, darunter auch der Gesamtführende Pascal Ackermann und der Tour 4. Emanuel Buchmann. Ich bin einmal am Anstieg mit in die Attacke gegangen und hatte dann größte Mühe mich vorne zu halten. Auch meinen Teamkollegen ging es nicht besser, so dass wir niemanden vorne dabei hatten.
Allerdings hatten einige größere Teams auch den Postabgang verpasst und fuhren dann Anschlag hinter der Gruppe hinterher, sodass der Vorsprung auf 40-50 Sekunden gehalten wurde. An einer weiteren Welle kam ich dann mit vielen anderen schon mächtig in Probleme und musste kurzzeitig auch das Hauptfeld ziehen lassen. Und das alles in der ersten Rennstunde!
An der ersten Bergwertung bei km 67,5 des Tages war der Vorsprung dann auf 20 Sekunden geschmolzen und einige Fahrer probierten nach vorne zu springen. Diese Tempoverschärfung kostete mich dann endgültig den Anschluss und ich landete im letzten Grupetto mit etwa 30 Fahrern. Mit dabei unter anderem Kwiatkowski und Mark Cavendish. Letzterer wurde dann noch zu meinem neuen persönlichen Freund.
Ein paar Fahrer mussten sogar das Rennen aufgeben, wie Caleb Ewan und viele Sturzopfer des gestrigen Tages. Vorne lief wohl nochmal alles zusammen und dann nahm sich das neue Wunderkind aus Belgien Remco Evenepoel sein Herz in die Hand und versuchte die letzten 100km alleine ins Ziel zu fahren. Unsere 30 Mann Gruppe harmonierte eigentlich ganz gut, doch der Rückstand wurde immer größer, sodass wir uns keine Hoffnungen mehr machten ins Feld zurück zu kehren.
Bei einem längeren Stück das geradeaus verlief versuchte dann Cavendish wiederholt im Kreisel auf einmal die Richtung, in die man nach seiner Führung ausschert, nach rechts zu wechseln obwohl der Wind eindeutig von links kam. Sehr zur Verwunderung aller Beteiligten, wiesen wir ihn darauf hin, das der Wind tatsächlich von links kommt, was man auch an den in der Ferne stehenden Windrädern erkennen konnte. Dabei rutschte mir ein Spruch raus den ich später noch bereuen sollte. Einer seiner Teamkollegen, die auch bei uns dabei waren, haben ihm dies nämlich erzählt und er sprach mich kurze Zeit später darauf an. Ich entschuldige mich selbstverständlich bei ihm, in der Hoffnung doch noch irgendwann einen World Tour Vertrag bei Dimension Data zu bekommen.
So fuhren wir alle gemeinsam immer noch mit einem guten Schnitt von 42 km/h Richtung Ziel. Als wir dann auf den Schlusskurs biegen wollten, wurden wir dann von den Kommissären angehalten, weil die ersten Gruppen uns schon überrundet hatten. Denn unser Rückstand betrug schon Sage und Schreibe 20 Minuten. Nach einer kurzen Pause und dem Gewissen, dass wir nur noch bis ins Ziel kommen müssen und trotzdem gewertet werden, rollten wir dann locker und Ziel.
Das Rennen gewann der Norweger Alexander Kristoff vor Collbrelli und Lampaert. Im Ziel angekommen schnappte ich mir eine kühle Mirinda und rollte zum Caravan. Dort angekommen sammelte ich mich kurz und fuhr dann noch ein paar Minuten aus. Danach gab's eine erfrischende Dusche, was zu Essen und auf der Rückfahrt noch paar Power Dots auf die Beine.
Um 19:30 gab's dann ein leckeres Abendessen und die wohltuende Massage. Das war's soweit vom zweiten Tag und ich hoffe ihr schaut auch morgen wieder vorbei wenn ich von der 3. Etappe berichte, die nicht einfacher als heute aussieht.
Bis dahin
Sport frei
Euer Knaupaner