Lotto Kern-Haus auch 2019 bei der Deutschland Tour
Auch bei der zweiten Austragung der Deutschland Tour ist das Team Lotto Kern-Haus am Start. Teamchef Florian Monreal äußert sich im Interview im Magazin PROCYCLING zu der freudigen Nachricht.
Florian, wie war eure Reaktion, als ihr von der Einladung erfahren habt?
Wir habe uns natürlich sehr gefreut, dass wir eine Einladung erhalten haben und bei der Deutschland Tour am Start stehen werden. Dementsprechend wollen wir uns dort auch bestmöglich präsentieren.
Zwei der vier Teams haben sich sportlich qualifiziert, ihr seid eines der beiden anderen, die per Wildcard dabei sind. Warum, glaubst du, haben euch die Organisatoren ausgewählt?
Mit unseren Fahrern Jonas Rutsch und Joshua Huppertz haben wir bewiesen, dass wir auch international bei großen europäischen Rennen vorne mitfahren können - etwa bei der Tour de Luxemburg, wo Jonas Achter der Gesamtwertung geworden ist. Die anderen Teams haben ein solches Ergebnis nicht vorzuweisen.
Die Erfolge und Leistungen von Jonas Rutsch haben ihn auch für die Eliteklasse interessant gemacht. Er wechselt zur kommenden Saison in die WorldTour - mit gerade mal 21 Jahren.
Jonas hat bereits einen Vertrag bei EF Education First in der Tasche. Er trifft bei der Deutschland Tour zum ersten Mal auf seine neue Mannschaft. Das ist gut für ihn, aber auch für uns. Vielleicht können wir da noch den ein oder anderen Kontakt herstellen.
Ihr fahrt bei der Deutschland Tour neben 15 Teams aus der WorldTour. Welche Rolle kann Lotto Kern-Haus da spielen?
Das Rennen wird wie letztes Jahr sehr hart. Wenn 15 WorldTour-Mannschaften am Start sind, spielt man als Continental Team nicht direkt die Hauptrolle. Aber mit Jonas und Joshua haben wir zwei strake Fahrer, die auf jeden Fall in diesem Konzert mitspielen können. Joshua ist letztes Jahr in Merzig knapp an einer Top-Five-Platzierung vorbeigeschrammt. Durch einen Sturz kurz vor ihm ist er dann schlussendlich Zwölfter geworden. Wir können also schon darauf hoffen, dass wir um die eine oder andere Top-Ten-Platzierung mitfahren.
Die Marschroute dürfte klar sein: in Gruppen gehen und das Rennen beleben.
Ja, selbstverständlich. Wir wollen uns vorne in den Ausreißergruppen präsentieren, um auch die Fernsehzeit in ARD und ZDF mitzunehmen. Aber des Weiteren zählt am Ende des Tages natürlich auch das Top-Ten-Ergebnis. Da werden wir uns schon die eine oder andere Etappe raussuchen.
Sind Jonas Rutsch und Joshua Huppertz die beiden Fahrer eures Teams, auf die die Zuschauer besonders achten sollten?
Definitiv. Jonas und Joshua werden dort in Topverfassung sein. Jonas kommt von der Tour de l'Avenir, die kurz vorher stattfindet (15. bis 25. August). Dort fährt er noch für die Nationalmannschaft. Auch Joshua wird bei der Deutschland Tour topfit am Start stehen.
Mit der Deutschland Tour wollen die Organisatoren dem deutschen Radsport zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Wie ist denn die Situation bei einem deutschen Continental Team?
Ich finde, die Situation ist ganz gut. Klar kann sie immer besser sein, aber immer nur Jammern bringt auch nichts. Ich mache das jetzt im sechsten Jahr, und es geht jedes Jahr ein bisschen besser. Die Deutschland Tour ist für uns natürlich ein absolutes Highlight. Wir werden unsere Sponsoren dort mit VIP-Shuttles herumfahren und abends ein Meet & Greet mit den Fahrern veranstalten. Die Deutschland Tour ist für uns perfekt, um uns zu präsentieren und auch für größere Sponsoren attraktiv zu machen.
Aktuell findet im deutschen Radsport ein Generationswechsel statt. Welche Rolle kann Jonas Rutsch in Zukunft spielen? Und was zeichnet ihn aus?
Jonas ist ein Phänomen. Wie er für ein Eintagesrennen über den Punkt gehen kann, ist schon überwältigend. Und auch, wie er sich vorbereiten kann. Er wollte (sie U23-Version von) Gent-Wevelgem unbedingt fahren, und er hat dort gewonnen. Und dann, zwei Wochen später, in Flandern Fünfter zu werden - das muss man erst mal machen als junger Bursche. Jonas wird seinen Weg gehen, und er hat mit EF Education First ein sehr gutes Team an der Seite, bei dem er auch früh in die Klassiker rein schnuppern kann. Und dort mit Andreas Klier einen erfahrenen Sportlichen Leiter, der ihn bei diesen Rennen genau leiten kann.
Ihr habt mit Max Walscheid schon mal einen Fahrer in die WorldTour gebracht, er ist bis Ende 2015 für euch gefahren und heute für Sunweb aktiv. Was überwiegt bei dir als Teamchef? Die Trauer, so gute Leute gehen lassen zu müssen, oder ist da auch einiges an Stolz dabei, dass ihr Fahrer auf dieses Toplevel gebracht habt?
Nein, wir sind alle stolz darauf. Ich betreibe das Team auch, weil ich dem Radsport weiterhelfen will. Wenn ein Sportler die Chance bekommt, höherklassig zu fahren, dann soll er sie auch ergreifen. Das ist das Wichtigste. Auch unsere Sponsoren und Partner wissen es zu schätzen, dass sie es einem solchen Fahrer ermöglichen, in die WorldTour zu wechseln.
Glaubst du, dass die Deutschland Tour eine Signalwirkung haben kann?
Ja, definitiv. Das hat man letztes Jahr gemerkt. Es gab viele begeisterte Zuschauer an der Strecke, auch die Fernsehübertragung ist gut angenommen worden. Alleine wie viele Leute hier in Koblenz (das Team hat seinen Sitz in Weitersburg bei Koblenz) am Start waren und auch bei der Teampräsentation - das hat schon was bewirkt. Und ich denke, dass dieses Jahr, wenn das Rennen vier Tage in ARD und ZDF zu sehen ist, noch eine Schippe draufgelegt wird.